Feministische und queere Interventionen
1960er Jahre bis heute
Bestärkt durch ihr Engagement in den sozialen Bewegungen der 1960er Jahre (Bürgerrechts-, Anti-Vietnam-, Studenten-Bewegung) entwickeln Künstlerinnen seit den 1960er Jahren ihren Protest gegen patriarchale Strukturen (nicht nur) im Kunstbetrieb. Während frühere Arbeiten insbesondere in der Aktionskunst sehr explizit auf manifeste und/oder strukturelle Gewalt gegen den weiblichen Körper hinwiesen, auf der Suche nach dem „Weiblichen“ in der Kunstgeschichte die bis dahin in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen früherer Epochen wiederentdeckten oder die Konstruktionen von Weiblichkeit/Männlichkeit in der visuellen Kultur analysierten, so dekonstruieren neuere Arbeiten mit Bezug auf Psychoanalyse, Linguistik und Theorien des Poststrukturalismus die nicht zuletzt auch visuell vermittelten Identitätskonzepte: Gegen die Vorstellung einer „natürlichen“ Ordnung erscheinen somit Geschlechterbilder immer schon als Maskerade, performativ hergestellt. Seit der Aidskrise haben sich nicht-normative Sexualitäten und queere Strategien auch im Feld der Kunst artikuliert. In dieser Seminarsitzung wollen wir noch einmal die Frage „Gibt es eine weibliche Ästhetik“ diskutieren, die Rede von der „Ausnahmefrau“ im Kunstbetrieb kritisch beleuchten und Sinn oder Unsinn eines Labels „Frauenkunst“ erörtern.