3. Juli 2025, 18:30 Uhr

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-M1015-332, Fotograf: Otto Donath
Besatzung, so schrieb Jean-Paul Sartre im November 1944 in Paris, als die Stadt schon befreit, aber der Zweite Weltkrieg noch nicht beendet war, sei "ein verstecktes Gift", das "Entmenschlichung" bewirke. Tatsächlich war seiner Ansicht nach Okkupation sogar "schrecklicher als Krieg", weil Menschen in dieser "zweideutigen Lage wirklich weder handeln noch auch nur denken" konnten.
Zweideutigkeit prägte vielfach auch das (kommende) Ende der Besatzung: Während ein erstarkender bewaffneter Widerstand, die Nachkriegsordnung bereits fest im Blick, bestrebt war, die Besatzer zu vertreiben, fürchteten sich einheimische, kriegsmüde Bevölkerungen oft genug vor dessen Gewaltakten ebenso wie vor deutscher Repression. Denn diese nahmen gegen Ende des Kriegs mit Geiselerschießungen, dem Niederbrennen ganzer Dörfer und den berüchtigten ARLZ-Maßnahmen eher noch zu. Während somit zum Begriff des Kriegsendes die Assoziation vom Schweigen der Waffen gehört, war das (kommende) Ende der Besatzung eine Zeit hoher Unsicherheit und wachsender Anspannungen in Gesellschaften, die auch zuvor schon in hohem Maße unter Stress gestanden hatten. Diesen gesellschaftlichen Verfasstheiten widmet sich der Vortrag in europäischer Perspektive.
Moderation: Prof. Dr. Birthe Kundrus
donnerstags 18:30 – 20:00 Uhr, Philosophenturm, Von-Melle-Park 6, Hörsaal D