Annie Ernaux - Tabubrecherin mit Nobelpreis
Margarete Groschupf
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Veranstaltungsart: Seminar
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Veranstaltungsnr.: 01.036
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Termin: Di 14:15 bis 15:45 Uhr
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Veranstaltungstage: 05.11., 12.11., 26.11., 10.12.2024, 07.01., 21.01.2025
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Veranstaltungsort: digital - AGORA / Zoom
Sie bekam den Nobelpreis für ihre autofiktionalen Bücher, wie man dazu so sagt – es sind aber autobiographische Arbeiten par excellence. Annie Ernaux wird als Archäologin ihrer selbst bezeichnet, sie nimmt sich die tragischen Wendepunkte ihres Lebens vor und steigt beim Schreiben steinige Berge hinauf. Das Schreiben selbst ist immer ein Teil ihres Nachdenkens, das Verständnis ihrer selbst, als die Traumata geschahen, läuft immer durch den Moment des Erinnerns heute. Ihre Sprache liegt im Körper, sie sagt selbst, "gleichzeitig will ich sozusagen unterhalb dessen bleiben, was gemeinhin als Literatur gilt". Sie geht also, so sehr sie es vermag, zu sich selbst zurück, zu dem Moment, als sie als Kind beobachtete, wie ihr Vater versuchte, ihre Mutter zu ermorden. Ein kurzer Moment mit erhobenem Beil. Das spaltete ihr Leben in Vorher und Nachher. Sie bekennt sich zu ihrer Scham. Als Abiturientin betreute sie Kinder in einem Ferienlager und machte ihre erste erotische Erfahrung, eine erniedrigende Besessenheit, sie versucht, ihren Wahn damals zu begreifen… Als junge Studentin wurde sie schwanger und trieb illegal ab, eine sehr genaue Darstellung folgt, die verfilmt wurde. Die Persönlichkeit ihrer Mutter und ihres Vaters sieht sie schließlich von außen und widmet ihnen je ein Buch, persönlich, poetisch und soziologisch zugleich.
Wir besprechen jeweils Abschnitte der Bücher genau, bei der Auswahl können Sie gerne mitdenken! In der ersten Stunde besprechen wir aus "Eine Frau" Seite 20-57.
Textgrundlage:
- A. Ernaux: Der Platz, Berlin, 2019
- Erinnerung eines Mädchens, Berlin, 2018
- Die Scham, Berlin, 2021
- Das Ereignis, Berlin, 2022
- Eine Frau, Berlin, 2019