"Die Sintflut ist herstellbar. Technisch kein Problem ..." – Max Frisch: "Die Chinesische Mauer"
Sandra Krämer
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Veranstaltungsart: digitales Seminar
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Veranstaltungsnr.: 01.033
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Termin: Mi 14:15 - 15:45 Uhr
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Veranstaltungstage: 06.11., 13.11., 20.11., 27.11., 04.12., 11.12.2024
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Veranstaltungsort: digital - AGORA/Zoom
Teilnehmerbegrenzung für Kontaktstudierende: 25
Ziele / Inhalte / Arbeitsweisen:
„Das Spiel beginnt! Ort der Handlung: diese Bühne. Zeit der Handlung: heute Abend. (…) die weiteren Figuren: Romeo und Julia, Philipp von Spanien, Pontius Pilatus, Napoleon, Brutus, Don Juan, Cleopatra …“ – gleichsam einem illusionsbrechenden Conférencier führt Der Heutige durch das Stück. Eine muntere Maskenpolonaise, Persönlichkeiten der Welt- und Literaturgeschichte, formiert sich am Schauplatz Nanking, im Zeitalter des tyrannisch herrschenden Kaisers Tsin Sche Hwang Ti, der alle besiegt hat, bis auf seinen letzten Widersacher, genannt „die Stimme des Volkes“, und der die Chinesische Mauer bauen lässt, um seine Herrschaft zu verewigen. Vergeblich beschwört Der Heutige sie alle – angesichts des angebrochenen „Zeitalters der Wasserstoffbombe, beziehungsweise Kobaltbombe“ – endgültig abzutreten. „Eure Art Geschichte zu machen kommt nicht mehr in Betracht. Eine Gesellschaft, die den Krieg als unvermeidlich erachtet, können wir uns nicht mehr leisten.“ Aufständische, angeführt durch den von der kaiserlichen Tochter Mee Lan verschmähten Prinzen Wu Tsiang versammeln sich; der alte Herrscher wird gestürzt, ein neuer eingesetzt. Der immerwährende Mechanismus von Macht, Gewalt und Unterdrückung beginnt von vorne; ebenso die Polonaise der Masken, welche sich gleichsam einer Spieluhr weiter im Kreise dreht … „Eine Farce“, betitelte Max Frisch das 1946 unter dem Eindruck von Hiroshima und Bikini-Atoll – „zum ersten Mal stehen wir vor der Wahl, ob es die Menschheit geben soll oder nicht“ – entstandene Theaterstück, das Gegenstand unserer Dramenanalyse und Diskussionen sein soll.
Literaturhinweise:
- Frisch, M.: Die Chinesische Mauer. Eine Farce, Frankfurt a. M., 1964