"Ich verlasse alles, ich fang ein neues Leben an …" – Anton Tschechow: "Die Möwe"

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"Ich verlasse alles, ich fang ein neues Leben an …" – Anton Tschechow: "Die Möwe"

 

"Aber mich zieht es zu diesem See wie eine Möwe …" Auf einem Landgut in der russischen Provinz um die Jahrhundertwende treffen sie aufeinander: "Ihr habt die Herrschaft an euch gerissen und lasst nur das als legitim und wahr gelten, was ihr selber macht", demaskiert Trepljow – besessen von dichterischen Ambitionen auf der Suche nach "neuen Formen" – die vermeintliche Hegemonie der "Routiniers" über den Lebens- und Kunststil der jungen Generation. Als "dekadenten Wirrwarr" verspottet ihrerseits die alternde exzentrische Schauspieldiva Arkadina – angsterfüllt, von einer jüngeren Konkurrentin auf der Bühne und im Leben verdrängt zu werden – seinen Versuch, "eine neue Ära in der Kunst einzuläuten". Sie würde "Not und Enttäuschung ertragen", sei bereit zu "leiden", bekundet die junge Nina – um in Moskau als ruhmreiche Schauspielerin unsterblich zu werden. Als "eine Qual" empfindet es hingegen der erfolgreiche Schriftsteller Trigorin, sich unentwegt der Kunst zu widmen, während "das Leben unaufhörlich vorwärtsschreitet". Alt oder jung, arriviert oder erfolglos, erfahren oder naiv – ein Leben "glücklich und frei wie eine Möwe" bleibt für sie alle nur Entwurf, ein "Sujet für eine kleine Erzählung".

Die Analyse von Anton Tschechows existenz- und kunstphilosophischem Drama sowie seine Wirkungsgeschichte – von der gescheiterten Uraufführung über den Erfolg am Künstlertheater Stanisláwskis bis zu den aktuellen Inszenierungen im Hamburger Schauspielhaus und Thalia
Theater sowie der Choreografie John Neumeiers – wird im Fokus unseres Seminars stehen.