Jenny Erpenbeck: Kairos

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ostberlin geboren, begann 1997 zu schreiben und debütierte 1999 mit dem Roman Geschichte vom alten Kind. Seither erschienen weitere Romane, die v.a. im Ausland als herausragend gewürdigt wurden. So erhielt die Autorin 2024 den begehrten International Booker Prize für den Roman Kairos. Erzählt wird die Liebesbeziehung der Studentin Katharina mit dem sehr viel älteren Schriftsteller Hans. Sie begegnen sich 1986 in einem Bus in Ostberlin. Und hier kommt der griechische Gott Kairos ins Spiel, nachdem die Autorin den Roman benannt hat. Kairos ist der Gott des glücklichen Augenblicks oder des günstigen Zeitpunkts. Vorne trägt er eine goldene Locke, an der man ihn festhalten kann. Am Hinterkopf ist er kahl und wenn er einmal an einem vorübergezogen ist, ist der glückliche Augenblick vorbei. Aber folgt dem glücklichen Augenblick auch eine glückliche Liebesgeschichte?

 

Katharina und Hans sind nicht allein Hauptfiguren eines Romans. In ihrem Verhältnis spiegelt sich die Geschichte Deutschlands von 1933 bis zur Wiedervereinigung. Die Wiedervereinigung als historischen Glücksmoment stellt die Autorin in Frage. So wie Katharina sich von Hans hat bezaubern lassen, so auch die DDR vom glitzernden Westen. Und so wie Hans Katharina vereinnahmt hat, so hat auch der Westen die DDR geschluckt. Bildet der Roman eine Allegorie auf die Wiedervereinigung? – Das ist eine der Fragen, der das Seminar nachgehen wird.

 

Teilnahmevoraussetzungen: Lektüre des Romans