11. Dezember 2025, 18:30 Uhr

Foto: Magnussen, Friedrich (1914-1987), Stadtarchiv Kiel / Cc BY-SA 3.0 de
Kurt Landauer, langjähriger Präsident des FC Bayern München, wurde von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt und ins Exil gezwungen. Erst Anfang der 2000er Jahre bekam er einen Platz in der Erinnerungskultur des Vereins. Auf Jahrzehnte des Schweigens folgte nun ein umso lauteres Erinnern – und mit diesem Erinnern eine symbolische Identifikation: Fans und Verein entwickelten eine Praxis der "Opferidentifikation", die sich um Landauer und das neue Narrativ des Vereins als "Judenklub" formierte. Einzelne Wissenschaftler und Medien begannen dieses identitätsstiftende Narrativ kritisch zu hinterfragen. Auf die Inszenierung von Erinnerung folgte die historische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Vereins.
Pavel Brunssen untersucht, wie erinnerungskulturelle Prozesse und kollektive Identitätskonstruktionen zusammenhängen. Was macht die Identifikation mit Landauer für Fans und Vereinsführung attraktiv? Welche Funktionen erfüllt das Narrativ des "Judenklubs"? Wie verhalten sich Erinnern und Vergessen zueinander? Und wie lässt sich die erinnerungskulturelle Praxis eines Vereins im Spannungsfeld von Fußballkultur, urbaner Öffentlichkeit und nationaler Gedächtnispolitik verorten?
donnerstags, 18:30 - 20:00 Uhr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Beim Schlump 83, Lesesaal