22. Mai 2025, 18:30 Uhr

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-M1015-332, Fotograf: Otto Donath
Die Displaced Persons (DPs) – Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Mordpolitik – waren diejenige Flüchtlingsgruppe, für die nach 1945 das internationale Flüchtlingsrecht geschaffen wurde. Die Genfer Flüchtlingskonvention, noch 2015 und bis heute das wichtigste Instrument globaler Asylpolitik, zielte auf »Resettlement«, also die Ansiedlung in anderen Ländern, denn viele Überlebende konnten oder wollten nicht in ihre Heimatländer zurückkehren und suchten Aufnahme in den USA oder Palästina. 1946 wurden über 100 DPs vom US-amerikanischen Psychologen David P. Boder interviewt. Die Zeugnisse dieser oft noch sehr jungen Menschen gehören zu den frühesten Audioaufnahmen von Überlebenden der Konzentrationslager. Erschreckend plastisch schildern sie das Überleben in den Lagern, versuchen sich aber auch in
Raum und Zeit zu orientieren. Sie erzählen von einer existenziellen Ungewissheit – über den eigenen Lebensweg wie über den Verbleib von Angehörigen. Diese basale Ohnmacht und Orientierungslosigkeit verbinden sich in ihren Erzählungen mit dem Versuch, Handlungsfähigkeit und im Grunde das eigene Leben wiederzugewinnen. Der Vortrag widmet sich in einer erfahrungsgeschichtlichen Momentaufnahme den Überlebenswegen der DPs und leuchtet so das Kriegsende aus der existenziell ambivalenten Perspektive der Holocaustopfer und Flüchtlinge des Kriegsendes aus.
Moderation: Prof. Dr. Birthe Kundrus
donnerstags 18:30 – 20:00 Uhr, Philosophenturm, Von-Melle-Park 6, Hörsaal D