50 Jahre KI – Was lässt sich für die Zukunft lernen?
Wann: Mi, 10.07.2024, 14:15 Uhr bis 15:45 Uhr
Wo: Universität Hamburg , Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, 20146 Hamburg, Flügel West – Raum 120
Prof. Dr. Kai von Luck / Dr. Susanne Draheim, beide Department Informatik, HAW Hamburg / Prof. Dr. Gertraud Koch, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Künstliche Intelligenz zwischen Handlungsmacht und gesellschaftlichen Gestaltungsbedarfen
Informatik und Sozial-/Kulturwissenschaft im Gespräch
Weit über die derzeit prominent diskutierte generative KI Chat-GPT hinaus, finden Technologien der Künstlichen Intelligenz Einsatz in diversen Gesellschaftsbereichen und treten zunehmend als Akteur*innen mit Handlungsmacht in Erscheinung. Der zugrundeliegende Prozess einer zunehmenden Algorithmisierung menschlicher Lebenspraktiken und feingranularer Interaktion zwischen Menschen und Informatik-Artefakten ist mitnichten neu; die Geschichte der Künstlichen Intelligenz reicht bis in den 1960er Jahre zurück und hat seitdem immer wieder für weitreichende Prognosen hinsichtlich ihrer zukünftigen Wirkmächtigkeit gesorgt und damit immer auch Ängste vor einer Entmenschlichung vieler Lebensbereiche durch Automatisierung, Überwachung, Kontrollverlust etc. durch die Technologieprovoziert. Aktuell sind es vor allem die datengetriebenen Anwendungen des maschinellen Lernens (spezieller des Deep Learning), die in nahezu allen Lebensbereichen von der Verwaltung über Finanzdienstleistungen, im Bildungssektor bis zu Medizin und Gesundheit zumindest prototypisch eingesetzt werden. Sichtbar geworden sind dabei rechtliche und ethische Herausforderungen, sowie umfassende gesellschaftliche Gestaltungsbedarfe in Bezug auf Datenhoheit, Transparenz, Erklärbarkeit, Nachvollziehbarkeit und Verantwortlichkeit. Einige Anforderungen sind in die Regulierung durch den 2023 verabschiedeten EU-AI-Act gemündet, in dem der Umgang mit KI-Anwendungen unterschiedlicher Risikostufen erstmals grundlegend europaweit geregelt werden soll.
Darstellungen der KI in den Medien aber auch in der Politik und Wissenschaftsförderung oszillieren zwischen Schrecken, Verheißung und Notwendigkeit, vielfach ohne dass ein hinreichendes informatisches Grundverständnis besteht und informierte Entscheidungen oder Umgangsweisen mit KI-Technologien ermöglicht. Neuere Projekte zwischen Forschung und Wissenschaftskommunikation, wie etwa das "KI-Observatorium", setzen deswegen auf Wissensvermittlung und -austausch.
Das Kolloquium folgt einem ähnlichen Anliegen, das Wissen über KI-Technologien zu erweitern und dabei ein besseres Verständnis davon zu entwickeln, wie sich Handlungsmacht und -möglichkeiten durch die KI neu gestalten. Indem es interdisziplinäre Gespräche zwischen Kulturwissenschaftler*innen und Informatiker*innen initiiert, werden in kurzen Vorträgen historische und theoretische Grundlagen, sowie ausgewählte Anwendungsbereiche der Künstlichen Intelligenz vorgestellt und diskutiert. Anhand von Praxisbeispielen von KI in Anwendung und Entwicklung werden KI Technologie verständlich und für die Analyse greifbar. Das hauptsächliche Ziel des Kolloquiums besteht in beiden Disziplinen darin, die jeweils andersartige Herangehensweise kennen und verstehen zu lernen.
Koordination
Dr. Susanne Draheim, Department Informatik, HAW Hamburg / Prof. Dr. Gertraud Koch, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, Universität Hamburg / Prof. Dr. Kai von Luck, Department Informatik, HAW Hamburg