MENSCH-SEIN UND -BLEIBEN Verständnis und Behandlung psychischer Störungen
Bock auf Dialog? Mit persönlichen und beruflichen Expert:innen
Die Welt ist gleichzeitig bedroht und bedrohlich. Das ist verstörend. Menschen verzweifeln daran. Das ist normal. Ob Menschen häufiger psychisch erkranken, ist umstritten. Alle psychischen Erkrankungen als etwas zutiefst Menschliches zu begreifen, bleibt eine große Herausforderung. Die Qualität von Behandlung ist daran zu messen, dass die Wahrnehmung als Person, die menschliche Begegnung im Vordergrund steht. Die beiden Reihen "Mensch-Sein" und "Mensch-Bleiben" sind auf große Resonanz gestoßen; der Dialog mit jeweils Expert:innen aus beruflicher und persönlicher Erfahrung wirkt überzeugend und soll nun fortgesetzt werden: Was haben die verschiedenen "Störungsbilder" mit uns allen zu tun? Wo sind sie nicht nur fremd und normabweichend, sondern nachvollziehbar und zutiefst menschlich? Wie müssen wir Diagnosen übersetzen, damit sie nicht entfremden. Nach Depression, Manie, Psychose, Sucht, Borderline, Angst und Zwang (WS 2022) geht es nun um Suizidalität, traumatische Erfahrungen, Autismus und Demenz. Behandlung muss im Leben stattfinden, Ausgrenzung vermeiden und nicht selektiv, sondern umfassend zur Verfügung stehen. Nach besonders beziehungs-orientierten ambulanten, stationären und aufsuchenden Hilfen (SS 2023) soll es diesmal um besondere Angebote für alte Menschen gehen – niedrigschwellig und verbindlich. Die Reihe "Seelenlese:n" im Grenzgebiet von Psychiatrie und Literatur wird mit einem Beitrag zu "König Alkohol" fortgesetzt.
dienstags, digital - Lecture2Go-Video-Aufzeichnung
Die Video-Aufzeichnungen der einzelnen Vorträge werden rund um den angegebenen Termin veröffentlicht.
09.04.2024 – Link zur Lecture2Go-Video-Aufzeichnung
Suizidalität – Ausdruck von Freiheit und Verzweiflung
Die Möglichkeit das Leben infrage stellen zu können, unterscheidet den Menschen von den meisten anderen Lebewesen; es in bestimmten Situationen überhaupt nicht mehr spüren oder würdigen zu können, kann Ausdruck großer Not sein. Wo müssen wir beistehen, wo verhindern, wie können wir präventiv wirksam werden? Wie können wir ins Gespräch kommen? Warum kann oder muss Suizidalität so viel Angst machen, obwohl die Häufigkeit von Suizidversuchen kontinuierlich abnimmt?
Prof. Tobias Teismann, Ruhr-Universität Bochum / Christina Meyn, Genesungsbegleiterin Lüneburg
07.05.2024 – Link zur Lecture2Go-Video-Aufzeichnung
Autismus – eine besondere Form des "für sich Seins"?
Keine Krankheit, sondern eine Entwicklungsstörung; nicht einheitlich, sondern mit großer Vielfalt; eine Besonderheit im Gehirn, aber klar sind die Ursachen nicht. Die Autismusspektrumstörung ist Teil des Neurodiversen Spektrums. Eine Diagnose, die Neugierde und Fantasien weckt und weniger zu stigmatisieren scheint. Oder liegt das nur an Greta Thunberg, der Ikone der Umweltbewegung, die ihre eigene Erfahrung positiv besetzt? Ist es wirklich leichter, sich damit zu identifizieren? Was können wir daraus lernen? Ist Autismus eine Mode-Diagnose? Was bedeutet das in unserer Gesellschaft?
Keine Krankheit, sondern eine Entwicklungsstörung; nicht einheitlich, sondern mit großer Vielfalt; eine Besonderheit im Gehirn, aber klar sind die Ursachen nicht. Die Autismusspektrumstörung ist Teil des Neurodiversen Spektrums. Eine Diagnose, die Neugierde und Fantasien weckt und weniger zu stigmatisieren scheint. Oder liegt das nur an Greta Thunberg, der Ikone der Umweltbewegung, die ihre eigene Erfahrung positiv besetzt? Ist es wirklich leichter, sich damit zu identifizieren? Was können wir daraus lernen? Ist Autismus eine Mode-Diagnose? Was bedeutet das in unserer Gesellschaft?
PD Dr. Daniel Schöttle, Chefarzt Asklepios Klinik Harburg / Dr. Imke Heuer, AG für partizipative Forschung UKE / Antje Horn-Engelen, Autismus Hamburg e.V.
28.05.2024
Trauma-Erfahrungen – trotzdem lebendig bleiben
Was ist ein Trauma und wann sprechen wir von posttraumatischer Belastungsstörung?
Annäherung an die existentiellen Unterschiede, je nachdem wann und wie traumatische Erfahrungen stattgefunden haben - durch Krieg, Vertreibung, Unfall - Gewalt und Missbrauchserfahrung durch vertraute Personen? Einmalig oder wiederholt? Haben alle psychischen Krisen und Erkrankungen mit Erlebnissen zu tun, die unser Fassungsvermögen überschreiten? Warum sind manche Menschen resilienter? Wie kann die Stärke "überlebt zu haben" zu einer Stärke im eigenen Leben werden? Welche Therapieansätze gibt es? Wie geht es TherapeutInnen in der Begleitung von Menschen mit Traumaerfahrung? Wie begegnen sie dem (zu) viel, was und wie halten sie aus?
Was ist ein Trauma und wann sprechen wir von posttraumatischer Belastungsstörung?
Annäherung an die existentiellen Unterschiede, je nachdem wann und wie traumatische Erfahrungen stattgefunden haben - durch Krieg, Vertreibung, Unfall - Gewalt und Missbrauchserfahrung durch vertraute Personen? Einmalig oder wiederholt? Haben alle psychischen Krisen und Erkrankungen mit Erlebnissen zu tun, die unser Fassungsvermögen überschreiten? Warum sind manche Menschen resilienter? Wie kann die Stärke "überlebt zu haben" zu einer Stärke im eigenen Leben werden? Welche Therapieansätze gibt es? Wie geht es TherapeutInnen in der Begleitung von Menschen mit Traumaerfahrung? Wie begegnen sie dem (zu) viel, was und wie halten sie aus?
Prof. Dr. Dorothea von Haebler / Gwen Schulz, Genesungsbegleiterin UKE
18.06.2024
Mit Demenz leben – trotzdem dazugehören
Immer mehr Menschen werden dement – in unterschiedlicher Form. Je älter wir werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit. Welcher Spielraum bleibt – medizinisch und vor allem sozial?
Die Stadt Gütersloh hat politisch entschieden: Niemand wird allein gelassen, niemand ausgegrenzt. Alle Bürger:innen bekommen ein nachbarschaftlich unterstütztes lebensnahes Angebot. Eine Initiative im wendländischen Dorf Zernien plant eine Dorfgemeinschaft. Eine solidarische Entscheidung der Politik für eine Lebensqualität aller. Warum nicht überall so?
Mit Demenz leben – trotzdem dazugehören
Immer mehr Menschen werden dement – in unterschiedlicher Form. Je älter wir werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit. Welcher Spielraum bleibt – medizinisch und vor allem sozial?
Die Stadt Gütersloh hat politisch entschieden: Niemand wird allein gelassen, niemand ausgegrenzt. Alle Bürger:innen bekommen ein nachbarschaftlich unterstütztes lebensnahes Angebot. Eine Initiative im wendländischen Dorf Zernien plant eine Dorfgemeinschaft. Eine solidarische Entscheidung der Politik für eine Lebensqualität aller. Warum nicht überall so?
Dr. Bernd Meißnest, Chefarzt Gütersloh / Frau Brummel, Sozialamt Gütersloh / Holger Hasse, Dorfgemeinschaft Zernien, Wendland (angefragt)
09.07.2024
"König Alkohol" – Zu Joseph Roth und Hans Fallada (Lecture2Go-Aufzeichnung)
Ein neuer Beitrag zur Reihe "Seelen:Lese"
Ernest Hemingway, William Faulkner, Dorothy Parker, Marguerite Duras, Uwe Johnson – viele Schriftsteller*innen waren Alkoholiker*innen, haben geschrieben – und getrunken. Joseph Roths Novelle "Die Legende vom heiligen Trinker" (1939) und Hans Falladas Roman "Der Trinker" (1944) sind starke Texte, geschrieben von zwei alkoholkranken Autoren, die sich selber zerstörten und doch zugleich uns großartige Werke hinterlassen haben. In einer Collage skizzieren wir ihr Leben und stellen diese beiden Texte Roths und Falladas vor.
Ein neuer Beitrag zur Reihe "Seelen:Lese"
Ernest Hemingway, William Faulkner, Dorothy Parker, Marguerite Duras, Uwe Johnson – viele Schriftsteller*innen waren Alkoholiker*innen, haben geschrieben – und getrunken. Joseph Roths Novelle "Die Legende vom heiligen Trinker" (1939) und Hans Falladas Roman "Der Trinker" (1944) sind starke Texte, geschrieben von zwei alkoholkranken Autoren, die sich selber zerstörten und doch zugleich uns großartige Werke hinterlassen haben. In einer Collage skizzieren wir ihr Leben und stellen diese beiden Texte Roths und Falladas vor.
Verena Kammerer / Dr. Torsten Flögel, Berlin
30.07.2024
Trialogischer Austausch
Welche Konsequenzen ergeben sich für unser Zusammenleben, unser Mensch-Sein, für unsere Behandlungs- und Beziehungskultur? Wie gewinnen wir die Politik für Entscheidungen wie in Gütersloh und in Bremen, wie Nachbarn für Modelle wie in Zernien? Helfen Autismus und Demenz das Stigma-Risiko insgesamt zu senken? Was hilft uns resilienter zu werden gegenüber extremen individuellen Traumata und zugleich sensibler gegenüber der zunehmenden gesellschaftlichen Bedrohung?
Welche Konsequenzen ergeben sich für unser Zusammenleben, unser Mensch-Sein, für unsere Behandlungs- und Beziehungskultur? Wie gewinnen wir die Politik für Entscheidungen wie in Gütersloh und in Bremen, wie Nachbarn für Modelle wie in Zernien? Helfen Autismus und Demenz das Stigma-Risiko insgesamt zu senken? Was hilft uns resilienter zu werden gegenüber extremen individuellen Traumata und zugleich sensibler gegenüber der zunehmenden gesellschaftlichen Bedrohung?
Trialogische Reflexion mit Gwen Schulz, Dr. Sabine Schütze, Marion Ryan
Koordination
Prof. Dr. Thomas Bock, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. Thomas Bock, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf