Postkolonialismus
Globalisierung von Kunst und Kunstbetrieb
Postcolonial studies spielen in der deutschsprachigen Kunstwissenschaft erst seit kurzer Zeit eine Rolle. Obwohl etwa die documenta von Anbeginn an die „Weltkunst“ propagiert hatte, und obgleich das Konzept der Biennale in Venedig mit ihren Länderpavillons eine international orientierte Schau vorsah, so war der Blick auf die Avantgarde doch lange Zeit auf den Westen verengt. Orientalismus, Exotismus und Primitivismus haben indes schon früh in der westlichen Kunst ihre Wirkung entfaltet: Das „Andere“ wurde vereinnahmt, ohne selbst zum Sprechen zu kommen. Beispiel hierfür sind die Kategorisierungen von (Hoch-)Kunst im Kunstmuseum und „Stammeskunst“ im ethnologischen Museum. Spätestens seit den neunziger Jahren sind nun außereuropäische künstlerische Aktivitäten ins Blickfeld geraten und es werden die Positionen nicht-weißer, nicht-männlicher, nicht-heterosexueller Künstlersubjekte sichtbar gemacht. Sie untersuchen, inwieweit die visuelle Kultur zu rassistischen Stereotypen beigetragen hat und weiterhin beiträgt, setzen sich kritisch mit den Mastererzählungen der Moderne auseinander und hinterfragen die Konzepte von Identität und Authentizität: Kann es etwas „Eigenes“ jenseits der kolonialen Erfahrungen und Zuschreibungen geben? Inwiefern ist das kritische Potenzial der „Stimmen der Anderen“ bereits im globalisierten Kunstmarkt neutralisiert? Zwei Sitzungen unseres Seminars widmen sich diesen Fragen.