Entwicklungen nach 1945
Kunst der 1940er und 1950er Jahre
In dieser Sitzung geht es darum, die Vorgeschichte der zeitgenössischen Kunst in den 1940er und 1950er Jahren kennenzulernen. Die Nachkriegszeit ist in Europa und Nordamerika künstlerisch geprägt durch die emphatische Wiederaufnahme der Abstraktion, die ja bereits zu Beginn des Jahrhunderts, etwa durch Kandinsky und Malewitsch, erreicht war. Gegenständlichkeit, ein „positives“ Menschenbild, das „Schöne, Gute, Wahre“ schienen für immer desavouiert durch den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus mit der Verfolgung jüdischer und/oder „moderner“ Künstler in der Hetz-Kampagne der „Entarteten Kunst“ und der Propagierung völkisch-rassistischer Vorstellungen in der Kunst. In Europa entstehen die verschiedenen künstlerischen Richtungen des „Informel“, der „Art Brut“ und der konkreten Kunst, in den USA die nicht zuletzt von Künstlern im Exil vermittelten Konzepte des Abstrakten Expressionismus. Das zunehmende Augenmerk auf den künstlerischen Prozess im action painting (Jackson Pollock) und der Einbezug banaler Gegenstände, etwa bei Robert Rauschenberg, erweiterten und problematisierten den Bildbegriff. In der BRD wurden die ersten documenta-Ausstellungen zum Austragungsort ideologischer Konflikte des Kalten Krieges: Abstraktion stand demnach für den „freien Westen“, der der staatlich gebundenen Auftragskunst in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, entgegengesetzt wurde. Es sollte lange dauern, bis ein vorurteilsfreierer Blick auf die Kunstentwicklungen in beiden Teilen Deutschlands möglich wurde.