Fossile Energie und Transformation der Landschaft: Dichterische Wahrnehmung in Großbritannien um 1800
Wann: Mo, 04.11.2024, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Hörsaal J
Prof. Dr. Ute Berns, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Hamburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Energie – Landschaft – Ästhetik
Die Gewinnung und Nutzung von Energie ist landschaftsprägend. Das gilt nicht erst seit der sogenannten Energiewende und der Fokussierung auf erneuerbare Energien, die vom großflächigen Anbau energetischer Nutzpflanzen wie Raps oder Mais bis zur Errichtung weiträumiger Wind- und Solarparks reicht und dem Begriff der Energielandschaft entscheidend zur Popularität verholfen hat. Schon bevor sich in Deutschland der Energiebegriff im 19. Jahrhundert herauszubilden beginnt, wird die Landschaft auf unterschiedliche Weisen zur Gewinnung energetischer Ressourcen genutzt: die Abholzung der Wälder, der Dammbau sowie die Minen- und Hüttenwirtschaft prägen bereits das vorindustrielle Landschaftsbild. Massiv verändert wurde das Landschaftsbild schließlich aber auch durch die fossile Energiegewinnung, wobei der Tagebau auch den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten zerstört hat und die nun, mit der Umstellung auf regenerative Energieträger, vor der Frage ihrer Wiedernutzbarmachung stehen.
Während das Kompositum "Energielandschaft" vor dem Hintergrund eines geographischen Landschaftsbegriffs einleuchtend erscheint – Landschaft wird hier als "physiognomischer Ausdruck der in einem bestimmten Raum […] wirksamen Kräfte" (L. E. Jedicke) definiert – scheint er aus Sicht der ästhetischen Landschaftstheorie einen fundamentalen Widerspruch zu bezeichnen, ist von Landschaft doch gemeinhin dort die Rede, wo die Natur dem Menschen gerade abseits ihrer Nutzbarkeit ästhetisch anmuten kann (J. Ritter). Der gegenwärtig entstehende Landschaftstypus erfordert somit neue ästhetische Kategorien und Betrachtungsweisen.
Genau hier möchte die Ringvorlesung einsetzen und das Verhältnis von Energie, Landschaft und Ästhetik neu austarieren. Im Sinne einer ökokritisch inspirierten Kultur- und Literaturwissenschaft soll dabei gerade nicht von einer Dichotomie zwischen Technik und Natur ausgegangen, sondern vielmehr Möglichkeiten in den Blick genommen werden, die Nutzbarmachung und Ästhetisierung von Naturraum zusammenzudenken. Dabei gilt das Interesse den historischen und kulturellen Entwicklungsstadien der "Energielandschaft" ebenso wie aktuellen Perspektiven aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln. Ziel dabei ist es, zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Begriff der Energielandschaft anzuhalten, der technisch-ökonomische, soziale, kulturelle und ästhetisch-künstlerische Ebenen verbindet.
montags 18:15 – 19:45 Uhr, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal J
Koordination
Franca Buss, M.A., DFG-Kolleg-Forschungsgruppe Imaginarien der Kraft, Universität Hamburg