Inklusion, Partizipation und Antidiskriminierung
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
(UN-Behindertenrechtskonvention, kurz: UN-BRK) stellt entgegen landläufiger Meinung keine Sonderrechtskonvention dar. Vielmehr handelt es sich um die Konkretisierung und Spezifizierung der allgemeinen Menschenrechte und Grundfreiheiten bestehender Menschenrechtsverträge der Vereinten Nationen aus der Perspektive von Behinderung.
Nach über elf Jahren ihrer rechtlichen Geltung in Deutschland ist es an der Zeit nachzufragen, wie der Stand der Umsetzung der UN-BRK ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Menschenrecht der Inklusion in der Bildung. Mit dem Inklusionsbegriff verbindet sich aus der Perspektive von Disability Studies das Querschnittanliegen der „vollen und wirksamen Partizipation“ unter Berücksichtigung der in Art. 3 UN-BRK weiter aufgeführten allgemeinen Grundsätze wie das Recht auf Selbstbestimmung, Anti- resp. Nichtdiskriminierung, Chancengleichheit, Barrierefreiheit, Geschlechtergerechtigkeit, Wahrung der kulturellen Identität. Betrachten wir Inklusion als ein Menschenrecht, das für alle Menschen gilt, dann muss Inklusion als entstigmatisierende, dekategorisierende Praxis auch Offenheit für andere marginal gestellten Subjektmarkierungen und Perspektiven erzeugen, die von diskriminierenden oder/und ausgrenzenden Praxen im Bildungsbereich gleichermaßen bedroht sind. Um den Diversitätsanspruch eines menschenrechtsbasierten Inklusionsbegriffes also gerecht werden zu können, ist daher die Berücksichtigung des Konzepts der Intersektionalität grundlegend.
Was wurde erreicht und wo besteht in politischer, struktureller gleichwie inhaltlicher/(inter-) disziplinärer Perspektive weiterer Handlungsbedarf?
Die Vorträge weisen auf die Vielschichtigkeit eines Bildungsbegriffes hin, dessen Maßstab die Achtung der Menschenrechte ist. Sie fordern ein Denken ein, das nicht nur Behinderung, sondern jegliche Form von Differenz mehrdimensional versteht und hierarchisierende Dichotomien resp. auf ihnen basierende kategorialen Zuschreibungen vermeidet und dem Egalisierungsprinzip des Menschenrechts auf Inklusion im Sinne von Partizipation theoretisch wie praktisch Anerkennung zollt. An der Schnittstelle von diakonischer und akademischer Theologie wird sich zudem schwerpunktmäßig mit der Frage beschäftigt, wo Menschenrechte ihren Ort und ihre Bedeutung in der Kirche, Theologie und Diakonik haben und welche Konsequenzen sich daraus ableiten
Die Veranstaltung findet ausschließlich in digitaler Form als Videokonferenz statt. Für alle Studierenden der Hamburger Hochschulen gleichwie interessierten Bürger*innen der Stadt besteht die Möglichkeit, sich für die einzelnen Sitzungen der Vortragsreihe anzumelden. Alle Vorträge werden von Schriftdolmetscher*innen gedolmetscht.
dienstags, 18.00 Uhr - 19.30 Uhr, Zoom
03.11.2020
Disability Studies hier und morgen
Prof. Dr. Siegfried H. X. Saerberg, Professur für Disability Studies und Teilhabeforschung, Zentrum für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus) , Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg
10.11.2020
Zur Inklusion von Wissenschaftler*innen mit nicht-sichtbaren Beeinträchtigungen und chronischen Krankheiten an deutschen Universitäten
Marco Miguel Valero Sanchez, Leibniz Center for Science and Society, Leibniz Universität Hannover
17.11.2020
Der Ort der Menschenrechte in der katholischen Theologie
Gerrit Spallek, Pastoralassistent am "Kleinen Michel", Hamburg
24.11.2020
Bücher bilden Bewusstsein – Behinderung in Schulbüchern der Gegenwart
Lars Bruhn, Zentrum für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus), Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg
01.12.2020
Diversity und Antidiskriminierung an Hochschulen
Eddi Steinfeldt-Mehrtens, Beauftragte_r für Diversität, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
08.12.2020
Assistenz und Peer Counseling: 2 Bausteine auf dem Weg zur Umsetzung von Menschenrechten
Catharina Wesemüller, Peer Counselorin ISL, Hamburg
15.12.2020
„Sonderpädagogisierung der Inklusion“ in Nigeria und Deutschland
Julia Biermann, Dipl.-Soz., Dipl.-Päd., Universität Innsbruck
05.01.2021
Das Recht auf Bildung intersektional umsetzen – Disability und Critical Race Studies in Education
Prof. Dr. Swantje Köbsell, Professorin für Disability Studies, Alice Salomon Hochschule Berlin
12.01.2021
iXNet – Das neue inklusive Expert*innen Netzwerk von und für Akademiker*innen mit Behinderung
Dr. Petra Anders, Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
19.01.2021
Von ‚Flurkindern‘ und ‚Normalbürgern‘: zur verräumlichten Produktion von Un/Fähigkeit in Schulen
Prof. Dr. Tobias Buchner, Department of Teacher Education, Päd. Hochschule Oberösterreich, Linz
26.01.2021
Per App ins Museum? Sensorische Praktiken des Wissens und inklusive Medien in Berliner Ausstellungen
Dr. Robert Stock, DFG-Forschungsgruppe „Mediale Teilhabe“, Fachbereich Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften, Universität Konstanz
02.02.2021
Antisemitismus als Thema der Religionspädagogik. Grundlagen, Ergebnisse neuerer Studien und anstehende Aufgaben
Des Rassismus neue Kleider – Diskriminierung und Antisemitismus im Zeitalter der Digitalisierung
Prof. Dr. Ilona Nord / Dr. Tony Pacyna, Institut für Evangelische Theologie, Universität Würzburg
09.02.2021
Theologie und Menschenrechte – ein ungleiches Paar?
Prof. Dr. Gabriele Schmidt-Lauber, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg
16.02.2021
Quo vadis ZeDiSplus?
Mitarbeiter*innen Zentrum für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus), Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg
Koordination
Zentrum für Disability Studies und Teilhabeforschung (ZeDiSplus), Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Hamburg / Prof. Dr. Christoph Seibert, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität Hamburg