Beobachten im Deutschunterricht der Grundschule
Beobachten ist eine didaktische Aufgabe im Deutschunterricht: Da Lernen in Interaktionen stattfindet, ermöglicht ihre Beobachtung die Rekonstruktion von individuellen Lernprozessen und Lernerperspektiven auf Sprache und Schrift. Beobachtungen im Deutschunterricht helfen dadurch, eine Passung von Lehren und Lernen herzustellen – als wesentliches Qualitätsmerkmal guten Unterrichts (vgl. Weinert 1998). Was schon 1996 mit der Schulanfangsbeobachtung ausbuchstabiert wurde (Dehn 2020; Hüttis-Graff 1996), wird in der Vorlesungsreihe weitergedacht.
Beobachten ist aber auch eine Forschungsmethode: Anders als ergebnisbezogene Leistungsmessungen gelten qualitative Lern(prozess)- und Unterrichtsbeobachtungen z.B. der Rekonstruktion von erwartungswidrigen Lernprozessen, von Praktiken und Gelingensbedingungen im Deutschunterricht und somit der Lehrerprofessionalisierung. Solche Untersuchungen werden in der Vorlesungsreihe von Forschenden vorgestellt und mit Studierenden und Gästen diskutiert.
- Dehn, Mechthild (mit Beiträgen von Petra Hüttis-Graff) 2020: Zeit für die Schrift. Berlin
- Hüttis-Graff, Petra 1996: Beobachten als didaktische Aufgabe. In: Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra/Kruse, Norbert (Hg.): Elementare Schriftkultur. Schwierige Lernentwicklung und Unterrichtskonzept. Weinheim, 31 – 39
- Weinert, Franz E. 1998: Guter Unterricht ist ein Unterricht, in dem mehr gelernt als gelehrt wird. In: Freund, Josef/Gruber, Heinz/Weidinger, Walter (Hg.): Guter Unterricht – was ist das?: Aspekte von Unterrichtsqualität. Wien, S. 1–18.
Donnerstags 17 – 19 Uhr, Von-Melle-Park 8, Raum 05
13.04.2023
Beobachten in und durch leitfadengestützte Interviews? Eine seminardidaktische Anregung
Im Rahmen von Seminaren zu Erstleseliteratur führen Studierende an Wilhelmsburger Schulen Beobachtungen und leitfadengestützte Interviews mit Grundschulkindern durch. Es hat sich herausgestellt, dass durch die (Weiter-)Entwicklung eines Leitfadens, die Durchführung und Auswertung der Interviews Studierende sich auf Sichten der Kinder einlassen und damit eine beobachtende Grundhaltung einüben können. Die Beobachtungen können im Anschluss daran für eine (freiwillige) Leseförderung genutzt werden oder Grundlage für didaktische Entscheidungen werden.
Dr. Christoph Jantzen, Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg
Beobachten in und durch leitfadengestützte Interviews? Eine seminardidaktische Anregung
Im Rahmen von Seminaren zu Erstleseliteratur führen Studierende an Wilhelmsburger Schulen Beobachtungen und leitfadengestützte Interviews mit Grundschulkindern durch. Es hat sich herausgestellt, dass durch die (Weiter-)Entwicklung eines Leitfadens, die Durchführung und Auswertung der Interviews Studierende sich auf Sichten der Kinder einlassen und damit eine beobachtende Grundhaltung einüben können. Die Beobachtungen können im Anschluss daran für eine (freiwillige) Leseförderung genutzt werden oder Grundlage für didaktische Entscheidungen werden.
Dr. Christoph Jantzen, Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg
20.04.2023
Schreiben im Gespräch – Gespräche über Schreiben. Textproduktive Interaktionen beim kollaborativen Schreiben beobachten
Kollaborative Schreibprozesse sind auf Interaktion angelegt, in der Ko-Autor*innen sich über gemeinsame Textentscheidungen abstimmen. Das Schreiben im Gespräch evoziert Gespräche über das Schreiben, welche die textproduktiven Überlegungen der Ko-Autor*innen für Beobachtende sichtbar machen. Der Vortrag rückt den ko-konstruktiven Aspekt der Schreibsituation in den Fokus und widmet sich anhand von Videomaterial aus einem vierten Schuljahr der Frage, welche Bedeutung die Interaktion für die Entwicklung gemeinsamer, textproduktiver Überlegungen und deren Beobachtung hat.
Dr. Christina Bär, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Pädagogische Hochschule Heidelberg
27.04.2023
Schlüsselszenen als Rezept für die Professionalisierung von Lehrenden?
In der Allgemeinpädagogik wird seit ein paar Jahren im deutschsprachigen Raum der Blick auf eine konsequentere Nutzung konkreter beruflicher Handlungsstrategien (sogenannter ‚zentraler Praktiken‘, vgl. Fraefel/Scheidig 2018) für die Professionalisierung von Lehrenden gerichtet. Die Rolle von Schlüsselszenen bei der Herausbildung dieser Handlungsstrategien und auch der Entwicklung situationsspezifischer Fähigkeiten
Stefanie Klenz, Primar- und Sekundarstufe I / Sonderpädagogik, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung LI in Hamburg
04.05.2023
Von der Beobachtung zur didaktischen Unterrichtsforschung – Im Dialog über unterrichtliche Praktiken beim Schriftspracherwerb
Unterricht betrifft von Schulbeginn an das Selbst- und Weltverhältnis aller Kinder. Das gilt besonders für den Schriftspracherwerb. Kinder erfahren sich über Sprache und Schrift selbst neu. Dabei wird im Verhältnis von individuellem Selbstbezug und überindividueller Unterrichtsform die Auseinandersetzung mit geschriebener Sprache als Erweiterung des Weltzugangs oder als Bedrohung und Einschränkung erfahren. Im Dialog über Ausschnitte aus dem Unterricht soll in unterschiedlicher Perspektive vorgeführt werden, wie aus der Beobachtung des Unterrichts die Perspektive der Verfügungserweiterung für alle Kinder gestärkt werden kann. Zu diskutieren ist dabei auch, wie die Beobachtung von Unterricht in ihrer eigenartigen Mischung von normativen und deskriptiven Maßstäben zu Aussagen über Entwicklungen im Schriftspracherwerb gelangt.
Prof. Dr. Michael Ritter, Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Universität Halle Wittenberg / Prof. i.R. Dr. Norbert Kruse, Primarstufendidaktik Deutsch, Universität Kassel
11.05.2023
"Sprechen über Schrift" beobachten – eine Lerngelegenheit für die Forschung und in der Praxis
Im Schriftsystem- und Orthographieerwerb müssen Kinder lernen, die lautlichen, morphologischen und syntaktischen Strukturen, die durch Buchstaben transportiert werden, schreibend zu kodieren und lesend zu entschlüsseln. Wenn Kinder Räume dafür bekommen, sich und anderen zu vermitteln, warum sie etwas wie schreiben oder lesen, dann können sie im Gespräch Wissen über Schrift aufbauen, in besonderer Weise über den Zusammenhang von gesprochener und geschriebener Sprache reflektieren und eine gemeinsame Denksprache für Schrift entwickeln. Wie sich dies in Gesprächen über das Schriftsystem zwischen Lehrerinnen und Lernenden zeigt und wie sich solche Aushandlungsprozesse als Beobachtungs- und Lerngelegenheiten im Unterricht nutzen lassen, möchte der Vortrag zeigen.
Prof. Dr. Swantje Weinhold, Didaktik der deutschen Sprache und Literatur für den Elementar- und Primarbereich, Universität Bremen
25.05.2023
Schreiben als leibliche Tätigkeit
Der Vortrag fokussiert die phänomenologisch orientierte Beobachtung und Beschreibung von Schreibsituationen in der Lern- und Forschungswerkstatt Grundschule der TU Dresden. Grundschulkinder schrieben und gestalteten zur Sage eigene Texte und Bilder. Die Situation wurde videografisch dokumentiert. Anhand des Beispiels der Schreiberfahrung eines Kindes wird die methodische Vorgehensweise vorgestellt und werden Potenziale der phänomenologischen Perspektive auf Schreiben als leibliche Tätigkeit aufgezeigt.
Franziska Herrmann, Institut für Erziehungswissenschaft, Schwerpunkt Grundschulpädagogik, Technische Universität Dresden
01.06.2023
"Viel Glück!“ – Wie aus beobachteter Wirklichkeit eine Szene werden kann
Damit aus dem, was wir im Unterricht beobachten, eine Szene wird, braucht es einen Fokus. Es muss einem etwas auffallen, das ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, weil es in didaktischer Perspektive bemerkenswert oder ambivalent ist. Am Beispiel lädt der Vortrag dazu ein, sich zu einem Ausschnitt aus dem sprachlichen Anfangsunterricht ein Bild zu machen und einen didaktischen Kern herauszuarbeiten. Dabei geht es im Sinne des „erschließenden Beobachtens“ (Hüttis-Graff) darum, Einblick in die Zugänge von Kindern zu Schrift und Schriftlichkeit zu gewinnen – im Interesse an Gelingensbedingungen.
Prof. Dr. Lis Schüler, Grundschulpädagogik: Didaktik Deutsch, Freie Universität Berlin
08.06.2023
"Viel Glück!“ – Wie aus beobachteter Wirklichkeit eine Szene werden kann
Damit aus dem, was wir im Unterricht beobachten, eine Szene wird, braucht es einen Fokus. Es muss einem etwas auffallen, das ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, weil es in didaktischer Perspektive bemerkenswert oder ambivalent ist. Am Beispiel lädt der Vortrag dazu ein, sich zu einem Ausschnitt aus dem sprachlichen Anfangsunterricht ein Bild zu machen und einen didaktischen Kern herauszuarbeiten. Dabei geht es im Sinne des „erschließenden Beobachtens“ (Hüttis-Graff) darum, Einblick in die Zugänge von Kindern zu Schrift und Schriftlichkeit zu gewinnen – im Interesse an Gelingensbedingungen.
Prof. Dr. Lis Schüler, Grundschulpädagogik: Didaktik Deutsch, Freie Universität Berlin
08.06.2023
"Was kann Finn?“ – Das Wissen der Kinder im (Unterrichts-)gespräch
Die Relevanz der "subjektiven Konzepte" der Lernenden für das Lehren ist in der Allgemeinpädagogik wie in der Deutschdidaktik seit langem in der fachwissenschaftlichen Diskussion (Tschekan). Grund genug die eigene Wahrnehmung für diese "subjektiven Konzepte" durch Beobachtungen zu schärfen. Brisant wird es allerdings, wenn des darum geht, die "subjektiven Konzepte" der Lernenden im Unterrichtsgespräch zu berücksichtigen. Etablierte schulische Kommunikationsmuster sind oft für eine Entfaltung der "subjektiven Konzepte" hinderlich. Anhand von Videoausschnitten möchte ich mit Ihnen Szenen aus dem Unterricht betrachten und Ihnen einen Eindruck vermitteln, wie es gelingen kann mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen.
Timm Christensen, Primar- und Sekundarstufe I / Sonderpädagogik, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung LI in Hamburg
Die Relevanz der "subjektiven Konzepte" der Lernenden für das Lehren ist in der Allgemeinpädagogik wie in der Deutschdidaktik seit langem in der fachwissenschaftlichen Diskussion (Tschekan). Grund genug die eigene Wahrnehmung für diese "subjektiven Konzepte" durch Beobachtungen zu schärfen. Brisant wird es allerdings, wenn des darum geht, die "subjektiven Konzepte" der Lernenden im Unterrichtsgespräch zu berücksichtigen. Etablierte schulische Kommunikationsmuster sind oft für eine Entfaltung der "subjektiven Konzepte" hinderlich. Anhand von Videoausschnitten möchte ich mit Ihnen Szenen aus dem Unterricht betrachten und Ihnen einen Eindruck vermitteln, wie es gelingen kann mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen.
Timm Christensen, Primar- und Sekundarstufe I / Sonderpädagogik, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung LI in Hamburg
15.06.2023
Mikroprozesse beobachten – Aufgabenbearbeitungen als komplexe Ko-Konstruktionen
Im Zentrum des Vortrages steht die Beobachtung und Dokumentation aufgabenbezogener Lernprozesse (vgl. de Boer/Merklinger/Last 2022). Der Forschungsperspektive liegt die Annahme zugrunde, dass die Aufgabenbearbeitung eine komplexe Ko-Konstruktion umfasst, die nicht nur durch das Aufgabenformat sowie die Materialität der Aufgabe, sondern auch durch die Schüler*innen-Interaktionen und das Lehrer*innenverhalten im Bearbeitungsprozess hergestellt wird (vgl. de Boer/Last 2022: 74). So gerät in den Blick, wie sich Schüler*innen in unterschiedlichen fachdidaktischen Kontexten Aufgaben aneignen, welche Konstruktions- und Ko-Konstruktionsprozesse sie vollziehen und wie sie zu ihren Lösungen gelangen. Durch die Rekonstruktion dieser aufgabenbezogenen Mikroprozesse zeigen sich Eigenlogiken in der Bearbeitung der Schüler*innen, die nicht immer der Intention der Lehrperson entsprechen, die aber aufschlussreich für fachdidaktische Überlegungen sind. Dies entfaltet der Vortrag am Beispiel einer Lernprozessbeobachtung von zwei Schüler*innen im sprachlichen Anfangsunterricht
Prof. Dr. Heike deBoer, Institut für Grundschulpädagogik, Universität Koblenz Landau / Sandra Last, Institut für deutsche Sprache und Literatur, PH Ludwigsburg
Mikroprozesse beobachten – Aufgabenbearbeitungen als komplexe Ko-Konstruktionen
Im Zentrum des Vortrages steht die Beobachtung und Dokumentation aufgabenbezogener Lernprozesse (vgl. de Boer/Merklinger/Last 2022). Der Forschungsperspektive liegt die Annahme zugrunde, dass die Aufgabenbearbeitung eine komplexe Ko-Konstruktion umfasst, die nicht nur durch das Aufgabenformat sowie die Materialität der Aufgabe, sondern auch durch die Schüler*innen-Interaktionen und das Lehrer*innenverhalten im Bearbeitungsprozess hergestellt wird (vgl. de Boer/Last 2022: 74). So gerät in den Blick, wie sich Schüler*innen in unterschiedlichen fachdidaktischen Kontexten Aufgaben aneignen, welche Konstruktions- und Ko-Konstruktionsprozesse sie vollziehen und wie sie zu ihren Lösungen gelangen. Durch die Rekonstruktion dieser aufgabenbezogenen Mikroprozesse zeigen sich Eigenlogiken in der Bearbeitung der Schüler*innen, die nicht immer der Intention der Lehrperson entsprechen, die aber aufschlussreich für fachdidaktische Überlegungen sind. Dies entfaltet der Vortrag am Beispiel einer Lernprozessbeobachtung von zwei Schüler*innen im sprachlichen Anfangsunterricht
Prof. Dr. Heike deBoer, Institut für Grundschulpädagogik, Universität Koblenz Landau / Sandra Last, Institut für deutsche Sprache und Literatur, PH Ludwigsburg
22.06.2023
"Was habe ich eigentlich gesehen?“ – Beobachtungsprotokolle schreiben
Das Schreiben von Beobachtungsprotokollen stellt hohe Anforderungen: Was aus der Vielfalt des Gesehenen ist unter dem Beobachtungsfokus relevant? Wie kann das Beobachtete angemessen verschriftlicht werden? Die zweite Frage betrifft die Komplexität des Schreibprozesses, die im Diskurs zum Beobachten bislang wenig Beachtung findet (Merklinger 2014 in de Boer/Merklinger). Dieses Desiderat ist Gegenstand des Vortrags: An einem Beobachtungsprotokoll werden typische Stolperstellen (Merklinger 2022) vorgestellt, die sich in der langjährigen Arbeit mit Studierenden gezeigt haben. Herausgearbeitet wird, welche Bedeutung die detailgenaue Dokumentation beobachteter Schüler*innenhandlungen für fachdidaktische Fragen hat.
Prof. Dr. Daniela Merklinger, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
"Was habe ich eigentlich gesehen?“ – Beobachtungsprotokolle schreiben
Das Schreiben von Beobachtungsprotokollen stellt hohe Anforderungen: Was aus der Vielfalt des Gesehenen ist unter dem Beobachtungsfokus relevant? Wie kann das Beobachtete angemessen verschriftlicht werden? Die zweite Frage betrifft die Komplexität des Schreibprozesses, die im Diskurs zum Beobachten bislang wenig Beachtung findet (Merklinger 2014 in de Boer/Merklinger). Dieses Desiderat ist Gegenstand des Vortrags: An einem Beobachtungsprotokoll werden typische Stolperstellen (Merklinger 2022) vorgestellt, die sich in der langjährigen Arbeit mit Studierenden gezeigt haben. Herausgearbeitet wird, welche Bedeutung die detailgenaue Dokumentation beobachteter Schüler*innenhandlungen für fachdidaktische Fragen hat.
Prof. Dr. Daniela Merklinger, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
29.06.2023
Mehrsprachigkeit in der Grundschule: Schlüsselszenen aus dem MIKS-Projekt
MIKS steht für „Mehrsprachigkeit als Handlungsfeld interkultureller Schulentwicklung“. Im MIKS-Projekt (2013-2019) wurden 20 Grundschulkollegien in NRW dabei unterstützt, ihren Unterricht für migrationsbedingte Mehrsprachigkeit zu öffnen. Ziel war es, das gesamte sprachliche Repertoire der Schüler:innen für sprachliche Bildung zu nutzen. Der Vortrag basiert auf Unterrichtsbeobachtungen in Projektschulen und eröffnet Einblicke in die Lernprozesse von Schüler:innen und Lehrkräften.
Prof. Dr. Sara Fürstenau, Interkulturelle Bildungsforschung, Universität Hamburg
MIKS steht für „Mehrsprachigkeit als Handlungsfeld interkultureller Schulentwicklung“. Im MIKS-Projekt (2013-2019) wurden 20 Grundschulkollegien in NRW dabei unterstützt, ihren Unterricht für migrationsbedingte Mehrsprachigkeit zu öffnen. Ziel war es, das gesamte sprachliche Repertoire der Schüler:innen für sprachliche Bildung zu nutzen. Der Vortrag basiert auf Unterrichtsbeobachtungen in Projektschulen und eröffnet Einblicke in die Lernprozesse von Schüler:innen und Lehrkräften.
Prof. Dr. Sara Fürstenau, Interkulturelle Bildungsforschung, Universität Hamburg
06.07.2023
Beobachten als didaktische Aufgabe
Seit 1996 verstehe ich Beobachten als Rekonstruktion von Lernprozessen beim Schriftspracherwerb. Es ist angewiesen auf herausfordernde Lernaufgaben, die verschiedene Zugänge eröffnen, die ko-konstruktiv erweiterbar sind und so Lernen beobachtbar werden lassen, auch wenn die Schrifterfahrungen des Kindes erst schmal sind. Zudem ist eine offene, nicht vorschnell normalisierende, typisierende oder egalisierende Haltung der Beobachtenden wichtig, die deutschdidaktisches Wissen und Lehr-Lern-Erfahrung mit einem genauen Blick auf Lernende konstruktiv verbindet. Didaktische Aufgabe dieses Beobachtens ist in der Forschung, auch untypische, unerwartete Lernwege und Interessen von Lernenden sichtbar zu machen, also die mit Standardisierung verbundene Selektion und Steuerung von Lernwegen aufzubrechen und stattdessen eigensinnige Lernprozesse als potenziell fruchtbare Momente im Bildungsprozess anzunehmen. Didaktische Aufgabe des Beobachtens in der Schule ist, dass Lehrende jenseits aller Routinen die Besonderheit des Einzelfalls wahr- und annehmen, um ggf. im Austausch mit dem Kind passende Anschlussaufgaben und v.a. Unterrichtskontexte entwickeln zu können, die der beobachteten Individualität bzw. Diversität Impulse und Raum zum Lernen geben. Die Entwicklung dieser didaktischen Perspektiven der Lernprozessbeobachtung im Deutschunterricht ist Gegenstand des Vortrags.
Prof. Dr. Petra Hüttis-Graff, Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg
Koordination
Prof. Dr. Petra Hüttis-Graff / Dr. Christoph Jantzen / Claudia Baark, alle Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg