"Das digitale Studium hat Spaß gemacht!"
Gruppeninterview zum digitalen Sommersemester 2020
Das Interview führte Magdalene Asbeck, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit am ZFW, per Mail mit Edeltraut Flint, Michael Stephan und Roswitha Wohlers.
An welcher Art von Veranstaltungen haben Sie teilgenommen?
Edeltraud Flint: Ich habe im Sommersemester an vier Veranstaltungen teilgenommen. „History of British Literature“ mit Prof. Karshay lief z. B. so ab, dass die Präsentation in AGORA eingestellt wurde und Herr Prof. Karshay am gleichen Tag seine Vorlesung gehalten hat. Fragen konnten wir via Agora stellen und der Dozent ging dann beim nächsten Mal darauf ein. Es war fast ein Live-Gefühl. „Streifzug durch die Literaturwissenschaft – Textformen und Textbeispiele“ mit Dr. Katrin Laatsch lief über OpenOlat. Sie hat jeweils die Präsentation und ein paar Vorbereitungs-Folien einen Tag vor dem Termin eingestellt, ein bisschen wie Hausaufgaben. Besonderen Spaß hat gemacht, dass wir mit einem kleinen Schreibprogramm direkt kommunizieren konnten.
Michael Stephan: Ich habe an insgesamt fünf Veranstaltung aus Theologie, Geschichte und Biologie teilgenommen, drei Vorlesungen und zwei Seminare, mit Zoom, OpenOlat und Agora. Es lief von Anfang an alles sehr gut. Die Unterlagen wurden zeitnah von den Dozenten hinterlegt.
Roswitha Wohlers: Ich habe an den Veranstaltungen „Biologisches Kaleidoskop“ mit Dr. Alexander Laatsch über OpenOlat und „Angst aus neurobiologischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive“ mit Heike Koch über OpenOlat und Zoom teilgenommen. Bei letzterer gab es vier virtuelle Vorlesungen auf OpenOlat, die technisch einwandfrei klappten, und zwei Online-Seminare mit Zoom.
Wo haben Sie Schwierigkeiten erwartet?
Edeltraud Flint: Da die Umstellung für die ZFW-Dozenten sicher überraschend kam, hatte ich damit gerechnet, dass es etwas stockend läuft, und das war auch öfters so. Die Fakultätsveranstaltung lief ohne Probleme ab.
Michael Stephan: Bei den technischen Geräten eher nicht, aber bei der Übertragung und bei der Disziplin.
Roswitha Wohlers: Ich habe mit technischen Schwierigkeiten gerechnet. Aber es gab sehr gute Anleitungen zu OpenOlat und Zoom. Bei Zoom hatte ich einmal das Problem, dass ich zwar zu sehen, aber nicht zu hören war. Ich konnte aber alle anderen hören und sehen.
Was hat Sie positiv überrascht?
Edeltraud Flint: Die Begeisterung und der Wille der Teilnehmer, sich einzubringen und mitzumachen.
Michael Stephan: Von Anfang an lief alles sehr gut, die Unterlagen wurden zeitnah von den Dozenten hinterlegt. Die Disziplin während der Vorlesungen und / oder Diskussionen war relativ gut. Auch das eine oder andere Forum ist noch geöffnet und Fragen werden beantwortet. Im Großen und Ganzen, war die Enttäuschung nach der Absage des Semesters groß, aber dass dann in kürzester Zeit so viel digital zur Verfügung stand, war einfach großartig! Und die zusätzlichen digitalen Fakultätsveranstaltungen waren eine Bereicherung. Ich nutze sie noch heute.
Roswitha Wohlers: Mich hat positiv überrascht, dass es gelingt, ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl aufzubauen. Man grüßte sich zu Beginn und am Schluss gab es – alles schriftlich – eine Verabschiedung und immer einen Dank an Herrn Dr. Laatsch. Auf Fragen wurde immer eingegangen – auch von den Teilnehmern. So entstand eine Verbindung aller Teilnehmenden!
Gab es Hilfestellungen?
Edeltraud Flint: Es gab viel Hilfe untereinander. Durch meine Berufserfahrung konnte auch ich einigen Leuten helfen.
Michael Stephan: Ja, zu allen Veranstaltungen kam eine Einladung vom ZFW mit den entsprechenden Links. Eine Woche vor Vorlesungsbeginn gab es einen Technikcheck, begleitet vom ZFW. Dabei wurde alles in Ruhe ausprobiert und eingestellt. Und auch die Lehrenden und Kommilitonen waren immer hilfsbereit.
Roswitha Wohlers: Es gab sehr gute Anleitungen zu OpenOlat und Zoom und immer eine gute Einführung vorab. Wenn es zwischendurch technische Probleme gab, z. B. der Ton fiel manchmal aus, gab es auch immer Tipps. Das war alles sehr hilfreich!
Hat es Spaß gemacht?
Edeltraud Flint: Mir schon. Für die kurze Vorbereitungszeit haben Sie und wir alle das toll hinbekommen!
Michael Stephan: Ja sehr! Der persönliche Kontakt fehlte mir nicht so sehr. Fragen an die Dozenten konnten im Forum hinterlegt werden und einige Dozenten haben spezielle Zoom-Meetings für Diskussionen und Fragen abgehalten. Die Vorlesungstermine waren im Kalender eingetragen. Außer, dass man nicht zur Uni gehen musste, war alles fast so wie vorher.
Roswitha Wohlers: Ja, es hat! Bei der Wahl zwischen „Digital“ oder „Präsenz“ würde ich aber immer Letzteres bevorzugen! Dennoch ist es möglich, auch digital „zusammenzuwachsen“! Vorstellen könnte ich mir allerdings eine Mischform.
Wo sehen Sie Vorteile gegenüber einem normalen Präsenzsemester?
Edeltraut Flint: Für einige Themen, z. B. Literatur oder auch Kunstgeschichte / Geschichte, ist ein Online-Semester sicher geeignet. Ich könnte mir z. B. vorstellen, ein Buch „gemeinsam“ zu lesen und dann via Zoom darüber zu sprechen oder auch ein Bild gemeinsam anzuschauen und zu bewerten. Zusätzlich könnte man die Texte in Agora oder/und Olat bereitstellen.
Michael Stephan: Eine Vorlesung kann später angehört werden und mehrfach. Man spart die Fahrtzeit und die Umwelt wird geschont.
Roswitha Wohlers: Man kann die Vorträge wiederholen oder an einem anderen Termin abrufen. Und man kann in Foren gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten einsehen. Man hat also länger was davon, als wenn in der Uni nach anderthalb Stunden alles vorbei ist. Für die Möglichkeit zum Nacharbeiten und Verdauen also ein echter Vorteil!
Was würden Sie raten? Was können Sie besonders empfehlen?
Michael Stephan: Den Laptop mit dem Router per Kabel verbinden. Bei der Arbeit mit WLAN ist es bei mir zu Störungen gekommen. Die Verbindung schon ein paar Minuten vorher aufbauen und darauf achten, dass das Mikrophon an ist bzw. ausgeschaltet, wenn man nicht redet.
Roswitha Wohlers: Ein Vorteil des digitalen Studiums, den ich persönlich sehe: Man kann die Vorträge wiederholen — man kann sie an einem anderen Termin abrufen, wenn der eigentliche nicht passt.
Haben Sie Kritikpunkte?
Edeltraud Flint: Sicher kann man noch optimieren mit längerem Vorlauf und Aufklärungsarbeit bezüglich der Technik, da viele der potentiellen Teilnehmer vor der Technik zurückschrecken könnten. Vielleicht wären auch weniger Teilnehmer und kürzere Seminardauer, also kleinere Einheiten, sinnvoll.
Roswitha Wohlers: Was fehlt ist natürlich die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen direkt auszutauschen. Aber das ist in Präsenz auch nicht immer gegeben – es kommt auf die Thematik an und natürlich entscheidend auf die anwesenden Personen.
Ist Ihnen etwas schwergefallen?
Edeltraud Flint: Es ist anstrengender als eine Präsenzveranstaltung, weil die Konzentration höher ist. Die Vorlesungszeit sollte pro Thema auf eine Stunde beschränkt sein.
Was würden Sie sich wünschen?
Edeltraud Flint: Ich würde mir überwiegend Zoom-Veranstaltungen wünschen, mit der Möglichkeit, via Agora per Mail nachzufragen. Am besten wäre eine vorbereitende kleine Präsentation und dann die Zoom-Veranstaltung und evtl. eine Nachbereitung per Mail. Schön wäre auch, wenn die Teilnehmer in Mailgruppen zusammengefasst werden und dann untereinander kommunizieren könnten.
Michael Stephan: Ich persönlich fand die Kombination von virtuellem Meeting mit Zoom und Unterlagen in Agora am besten. Ich wünsche mir, dass das digitale Studium für Kontaktstudenten erhalten bleibt, denn dadurch können auch Gehbehinderte an den Vorlesungen teilnehmen. Vielleicht könnte man Vorlesungen auch digital und in Präsenz kombinieren. Und ich würde mir wünschen, dass das Angebot in Psychologie und Philosophie erweitert wird.
Roswitha Wohlers: Ich würde mir wünschen, dass es für den Bereich Musik mehr Angebote gibt. Ebenso würde ich mir wünschen, dass man auch den Zuschlag bekommt für die Veranstaltungen, für die man sich angemeldet hat. Allerdings bei den Themen und Dozenten, die so beliebt sind, dass sie von vielen Studierenden nachgefragt werden – muss wohl das Los entscheiden! Alles zusammengenommen finde ich, dass es ein sehr breites Angebot gibt, in dem jeder, der bereit ist, sich auf Neues einzulassen, etwas für sich entdecken kann!